DE #1 - 18. April 2013 – Thema: EIN NEUER SPIEGEL
Ein
neuer Spiegel
Es
war kurz nach 3 als sie ihren Kaffee ausgetrunken hatten. Triviale
Stille lag zwischen ihnen. All die Jahre waren sie einander
Inspiration gewesen, hatten gelacht und die Sätze des anderen
vollendet. Jetzt, da Zärtlichkeit ein unausgesprochenes Verbot
geworden war und beide nicht wussten, wohin mit den Händen, wohin
mit den Blicken, waren die Worte leer. Wie Fremde saßen sie sich
gegenüber. Und in der Stille breitete sich ein Gefühl der
Langeweile aus. Ein langgezogener Atemzug, der nicht weiß wohin.
Worte die ausgetauscht worden waren, schienen austauschbar. Schweiß
fing an zu riechen. Wie ein Blitz traf sie die Erkenntnis, dass viel
Zeit vergangen war. Sie beide waren sich entwachsen. Es war Zeit für
einen neuen Spiegel.
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Ein
neuer Spiegel
- wäre wirklich eine gute Anschaffung
- eins dieser Berlin-Projekte: mal wieder die Perspektive wechseln, neu erfinden, metaphysisches Botox
- In den Augen einer Anderen, romantisch oder nicht, habe ich mich noch nie wiedererkannt. Yesterday's mirrors.
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The
new mirror (antique)
She
had been sweating with anticipation all day. Finally, after such a
dreadful wait, her new bathroom mirror would arrive. It wasn't your
regular reflection device, no, not at all. What she had decided would
mark her re-boot, a Neustart of sorts, was an obscenely expensive and
newly gilded turn-of-the-century piece of furniture, originally
crafted for an austrian queen...
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Ein
neuer Spiegel
Braucht's wenn's sagt, das schönste sei
man nicht.
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Ein
neuer Spiegel
Ich
sehe mich immer noch...
E...
wie Energie...
E...
wie Edonist...
E...
wie Ego...
Ich
sehe mich immer noch...
E...
wie Egoist...
E...
wie Experiment...
E...
wie ich weiß nicht...
Mmmm,
gut dieser neue Spiegel...
-
Aber warte, bin ich das?
Ich
sehe mich um... Es ist nicht, wie ich es erwartete...
Im
Spiegel sieht alles anders aus... Aber wieso sehe ich mich nicht?
E...
wie Elektrizität
E...
wie Elefant
E...
wie Elikopter
Ich
weiß es nicht... Wer bin ich? Wo bin ich? In diesem Spiegel sehe ich
mich nicht...!
Oooooh
ohohooooh weißt du...
Diesen
neuen Spiegel brauche ich nicht... Aber...
Warte,
warte, warte, ich sehe was...
Ach
ja, es ist nur eine Dystopie... Parallel Universum.
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A
new mirror
Catherine had only recently become
famous, having strived for years in choruses and as an extra on both
stage and screen, and like every other new celebrity before her she
claimed profusely how she hadn't let the fame go to her head and was
still the simple country girl from Ohio.
For two months now she had been starring
in the latest Broadway sensation, and she had loved every minute of
it. From the intense rehearsing to the red carpet openings, the hours
of training to the hours of pampering from make-up artists and
stylists. Catherine finally felt as though she was getting what she
deserved.
One tuesday night, after a lack-lustre
performance from her co-star to a half-empty theatre Catherine threw
a fit not uncommon to young girls in her situation. During this
episode in her dressing room she ordained to throw her not
unsubstantial 10cm heels at the large, light-bulb framed mirror she
enjoyed sitting in front of. Of course, the force of her throw (on
account of all the recent training) and the weight of the shoe
combined to smash the mirror into well over a thousand individual
pieces, the sight of which caused her mood to instantly change from
anger to sadness, and she broke down in a fit of uncontrollable
tears.
As she knelt on the carpet, surrounded
by the splinters of mirror and facing the naked light bulbs that once
surrounded her beautiful mirror, where now only hung a few
evil-looking shards, seeing herself not only in the thousand
different reflections that were actually before her, but also from
the eyes of her mother, and brother, and best friend, and all the
people she knew, and loved, and respected, screaming and crying like
a spoilt child; she realised herself for the diva she had become, the
very thing she had sworn to herself could never happen.
Not without self-pity, but with a new
found resolve to remain true to herself and the people she loved
Catherine left the theatre determined that when she returned the
following day she would be happy to see the person sat in the new
mirror in her dressing room.
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Ein
neuer Spiegel
Angerostet, angefressen, von Tauben
zugeschissen, hing er da schon lange. Tüchtig war er gewesen all die
Jahre lang und hatte vor sich hin reflektiert, was ihm vor die Linse
kam. Er war nicht wählerisch, sicherlich, im Morgenlicht waren die
Konturen klarer, im Abendlicht glänzten die Dinge wie besoffen. Aber
prinzipiell gab er alles so klar wie möglich wieder, im Rahmen
seiner Möglichkeiten versteht sich. Manch einer mochte einwenden, er
sei ein wenig unnütz, da an der Straßenecke, an der alten
Backsteinmauer des alten Hauses. Der Spiegel war umrandet von
rot-weißem Muster, das ihm in den offiziellen Stand der
Verkehrssicherheitshilfsmittel befördert hatte, damals als er,
voller Träume und Hoffnungen die Fabrik verlassen und seinen Job
angetreten hatte: er wollte Menschen zusammen bringen, sie sollten
sich sehen können, wenn eine Ecke sie verdeckte, er wollte sie
verbinden, Frieden stiften, Gutes tun, spiegeln, spiegeln, spiegeln,
Kinder auf Dreirädern, rollende Fußbälle, Oma Mielke in ihrem
VW-Käfer, der olle Bauer Huber auf seinem Trecker... All das hatte
er fleißig gespiegelt und dadurch die Welt verbessert. Er war stolz,
auch wenn er, hätte man ihn gefragt, das nicht zugegeben hätte.
Unnütz – das war er nun wirklich nicht. Sicher, wenn die Menschen
ein wenig langsam fahren würden, ein bisschen gucken ist ja nicht zu
viel verlangt, – man hätte auf ihn verzichten können. Aber: die
Menschen fuhren schnell, guckten wenig und kümmerten sich noch
weniger. Sie hatten sich an ihn gewöhnt und alles war sicher. Wegen
ihm. Als dann das Straßenverkehrsamt kam, ging alles recht schnell.
Man schaute wichtig um die Ecke, machte ein paar Eintragungen auf
einem Klemmbrett und verschwand wieder. Kurz darauf kam ein oranges
Auto, die Männer holten eine Leiter und schraubten den Spiegel ab.
Er wehrte sich, tobte und wütete, blitzte wild in die Gegend, um
Hilfe morsend. Doch es half nichts, schon lehnte er geschockt an der
Backsteinmauer, neben dem Gebüsch, das ihm über die Jahre immer
näher gekommen war. Die Bauarbeiter bohrten und werkelten über
seinem Kopf, Putz rieselte auf ihn. Das sah der kleine Fridolin von
der anderen Straßenseite. Er schlich sich an, und da die neue Ampel
Mucken machte und nicht in der Aufhängung einrasten wollte,
bemerkten die Arbeiter nicht, wie Fridolin den alten Spiegel klaute,
ihn auf seinem Fahrrad in sein Baumhaus brachte und im Wipfel
anschraubte, wo er fortan Elstern anlockte. Denn Fridolin war ein
großer Elsterfan.
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Ein
neuer Spiegel
Gestern stand einer auf der Straße. Ich
habe mir überlegt, ob ich ihn mitnehmen soll, da ich keinen
Ganzkörperspiegel habe. Der, den ich habe, reicht nur bis zur Hüfte.
Es sei denn, ich stelle mich auf den Vorsprung vor meinem Bett, aber
dann sehe ich mein Gesicht nicht mehr. Aber auch dieser Spiegel hier
war streng genommen kein Ganzkörperspiegel, dafür war er zu schmal.
Als ich ihn neben einem Baum aufgerichtet hatte, war meine Hüfte
abgeschnitten, oder besser gesagt angeschnitten. An der Stelle, an
der ich mir mit 15 hätte Fett absaugen lassen, wenn ich gekonnt
hätte. Aber das alles waren nicht die Gründe, warum ich den Spiegel
dann doch nicht mitgenommen habe. Der Grund war der Hinterbau, der
Türknauf und die Scharniere an der Seite. Der Spiegel war mal Teil
eines Schranks gewesen, eine Schranktür. Nicht nur, dass mich die
Vorstellung von Dingen, die immer versuchen, alle Probleme auf einmal
zu lösen (und dazu gehört ein Schrank, der gleichzeitig versucht,
ein Spiegel zu sein) deprimiert. Mich störten auch der Hinterbau,
die Scharniere und der Türknauf; Dinge, die es unmöglich machten,
den Spiegel an der Wand aufzuhängen. Vor allem erinnerte mich der
Spiegel an Sophia. Vor Jahren hatten wir in der WG, in der ich damals
lebte, vor einer ähnlichen Spiegeltür gestanden. Wie es dazu kam,
weiß ich nicht mehr genau. Ich erinnere mich nur noch, dass es ein
kalter Sommer gewesen war, mit jeder Menge Gemüsesuppe, viel grünem
Tee. Plötzlich standen wir vor dem Spiegel und blickten in die
reflektierten Augen der jeweils anderen. Ich habe bis heute keine
Ahnung, wer von uns beiden anfing, aber plötzlich schrien wir aus
Leibeskräften. Wir brüllten uns die Seele aus dem Leib.ang, so
kommt es mir im Nachhinein vor, oder doch zumindest einige sehr
gedehnte Sekunden. Danach kam die Spiegelangst. Vier Wochen oder
vielleicht auch zwei Monate habe ich beinahe jeden Blick in einen von
ihnen vermieden, in diese Türen zur Anderswelt. Den Spiegel des
gestrigen Nachmittags habe ich gegen den Baum gelehnt stehen
gelassen. Als ich einen Blick hineinwarf, spiegelte sich bloß die
Wand des gegenüberliegenden Hauses darin.
ein nie
neuer <=> reuen
spiegel legeips
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Ein
neuer Spiegel?
Erst heute morgen oder sagen wir es
könnte irgendein Morgen sein. Aufgewacht, mit diesem Gefühl des
totalen Neugeborenen, stampfte ich in Richtung Küche zu meiner
Lieblingskaffeetasse. Meine Lieblingstasse begrüßte mich mit einem
gewissen Lächeln im Kaffeesatz von gestern.
Bisschen 'dark' dachte ich... mein
gewisses Lächeln! Weg damit in die Spüle! Neuer Kaffee aufgestellt
verspürte ich einen Druck in meinem Unterleib. Entspannt Richtung
Toilette, Deckel auf und ergebe mich meiner Entleerungsyogaphase.
Zwischen meinen Entspannungsmethoden erblickte ich diesen super
geilen Blick... Ihr kennt doch diese HD super Slo-mo Aufnahme von
Tropfen auf nackter Haut...
Einige Traumsequenzen später zurück in
die Küche. Die Bude duftet fresh nach Kaffee, bisserl zu fresh! Oh
Gott! Ein weiteres tiefschwarzes Gesicht glotzt mich an... direkt von
der Herdplatte! Dieses Mal fand ich mein Antlitz... kaffeebraun sagt
man doch so...! Kaffeebraun oder Schwarzkaffeebraun!
Neuen Kaffee endlich in der
Lieblingstasse, Computer an, zehn Mail-Accounts, mindestens drei
Facebookprofile später plötzliche Schockstarre. Ein Gedanke... ein
tiefer Blitz ins Mittelhirn – Profilneurose!
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A
new mirror
Let's start this small
journey by asking ourselves what a mirror is. I would propose here
the following definition: a mirror is a tool that we use to reflect,
stop for an instant and give a feedback on our reality. But here is
the tricky dimension of this issue, the fact that the mirror is a
tool produced by humans to understand something that they think being
cut off their sphere of influence. In other words, human by trying to
understand a so-called abstract reality, do indeed shape it. In other
words, human, by trying to understand a so-called abstract reality,
do indeed shape it. In other words, our mirror could well be the new
subjugating tool of our current society, influencing it's
development.
But, lets apply this
confusing theory to the current problematic global issue, do I really
need to mention it, world economy. In this field, the mirror produced
by humans to reflect what they call 'reality', the tool of
self-understanding, hegemonic elements we use to judge ourselves are
the following: GDP and growth. In this dynamic, the mirror we haveto
reflect who we are, reflects how much we are worth and how much we
are able to produce. These indicators become hegemonic, the corner
stone of our judgements over our society, the imperial feedback on
how good we are doing and the motto stimulating our politicians
discourses. What? You have heard these discourses? We learn through
our dear Angela that we need to flexibilize the labour market to
stimulate growth, we hear Cameron telling us that we need to put an
end to the tradition of public universities to boost the country's
GDP. For an instrument simply reflecting the reality, it seems that
our mirror is having a deep and pernicious influence on our
(unreadable).
As such, I propose a
change, a modification of our mirror or, more precisely, the
engineering of a new mirror, with new reflects.
This new tool would use new
indicators and would reflect human happiness differently than
exclusively through the rags of productivity. Here, there would be a
place for the measurement of feelings, satisfaction, happiness, not
reductible to growth and GDP.
Well guys, it is pretty
late, I know, but I am happy to share these thoughts with all of you
since I was, indeed looking for some colleagues, artists, engineers,
life lovers and shangl hanglers to help me to build this mirror.
A new mirror better capable
to reflect what really matters to you and me.
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